Die Wut des Robert Gates: Ein Menetekel


Der frühere US-Verteidigungsminister Robert Gates, der sowohl unter George W. Bush als auch unter Barack Obama diente, hat mit seinem neuen Buch „Duty: Memoirs of a Secretary at War“ bereits vor Erscheinen ordentlich Staub aufgewirbelt, wofür nicht zuletzt ein Auszug aus seinem Buch gesorgt hat, der im Wall Street Journal erschienen ist.

Gates rechnet darin nicht nur mit der Obama-Administration und der Interventionspolitik von George W. Bush ab, sondern kritisiert ein seiner Meinung nach dysfunktionales System, an dem Republikaner und Demokraten gleichermaßen Schuld sind. Anders als die apologetische Autobiographie von Gates’ Vorgänger Donald Rumsfeld schreibt Gates als jemand, in dem sich Wut aufgestaut hat, die er zumindest in der Pension herauslassen will.

Er kritisiert die Entscheidung Bushs für den Doppelkrieg in Afghanistan und dem Irak ebenso wie die Doppelbödigkeit Obamas, einerseits eine Aufstockung der Truppen in Afghanistan zu betreiben und öffentlich Kriegsrhetorik zu bemühen, andererseits aber von Anfang an nur den termingerechten Abzug im Auge gehabt zu haben. Besonderen Zorn haben die Neo-Cons (siehe Irak) und War-Liberals (siehe Libyen, Syrien) auf sich gezogen, für die ein Krieg „die erste Option statt des letzten Mittel sei.“ Damit habe sich die USA in der Welt zum eigenen Nachteil als militaristisches Land positioniert, denn selbst die „stärkste und größte Nation auf Erden“ habe nur begrenzte Handlungsmöglichkeiten und Ressourcen.

Es ist in gewisser Weise beruhigend, dass auch in den Führungskreisen der USA Skeptiker der militärischen Option sitzen. Es ist auch nicht das erste Mal, dass die größten Skeptiker dieser Option aus dem Verteidigungsressort selbst kommen, wo man am ehesten weiß, dass man Kriege weitaus leichter beginnt als beendet, wie auch Gates schreibt, und dass Kriege Opfer fordern, Leid und Tod bringen. Ein Krieg ist eben kein Videospiel.

Der US-Bevölkerung ist die Kriegsfreudigkeit mancher Kreise in Washington D.C. schon länger ein Dorn im Auge. Die öffentliche Debatte rund um Syrien hat gezeigt, dass für viele US-Bürger das Maß voll ist.

Und sie haben auch aus einem ganz pragmatischen Grund recht: Die USA verzetteln sich in Auseinandersetzungen, die sie dann ohnehin nicht gewinnen, und stehen als Papiertiger da. Die Drohung mit militärischer Macht in der Hinterhand ist oft wirksamer, jedenfalls günstiger, als ihre Anwendung. Für vielleicht wirklich bedeutsame Krisenszenarien — Beispiel China/Japan — fehlen auf Grund zahlreicher sinnloser Kriegsabenteuer dann die Ressourcen für eine glaubwürdige Abschreckung. Diese Erkenntnis wird von Falken gerne als „Isolationismus“ gebrandmarkt, gewinnt aber auch in der US-Politik an Raum.

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