Nominelles BIP und optimale Währungsräume


In letzter Zeit setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass nicht nur die Regierungen, sondern auch die Notenbanken ein breites Arsenal in Krisenzeiten zur Verfügung haben, das über das Setzen von Zinssätzen weit hinausgeht, Stichwort Quanitative Easing. Das kommt nicht von ungefähr, schließlich haben etliche Regierungen ihr Pulver schon in guten Zeiten komplett verschossen haben. „Quasi-Monetarist“ Scott Sumner, der seit Monaten einer Ausweitung der Geldmenge das Wort redet, triumphiert nicht von ungefähr: „Any fiscal stimulus advocates left?“

Die Idee, die Sumner und andere verfolgen, ist einfach. Ob Löhne, Preise, Zinsen, Schulden, alles ist in Geldeinheiten bewertet, und wir vertrauen auf gewisse Relationen dieser Geldbewertungen, und gewisse Entwicklungen derselben. Daher konzentriert er seine Überlegungen auf das nominelle Bruttoinlandsprodukt, das ja den Gesamtwert der Produktion eines Landes, gemessen in Geldeinheiten, umfassen soll. Eine Abweichung des nominellen BIPs von seinem erwarteten Wachstumspfad bringt das Lohn- und Preisgefüge in Unordnung und kann damit krisenhafte Entwicklungen beschleunigen und vertiefen.

Nun hat Kantoos gezeigt, dass die Geldpolitik der EZB in den letzten Jahren für Deutschland den Effekt hatte, eine gleichmäßige Entwicklung des nominellen BIPs zu ermöglichen, und ein wesentlicher Grund für die rasche wirtschaftliche Erholung Deutschlands in der aktuellen Wirtschaftskrise sein könnte, verbunden mit den Kurzarbeitsmodellen, mit denen Arbeitslosigkeit in Form reduzierter Wochenstunden breit verteilt wurde und so in Aufschwungzeiten wieder rasch in Arbeitsplätze umgewandelt werden konnte, ein Modell, das nebenbei nur bei Nachfrageschocks greifen kann.

Rick Avent bemerkt dazu im Economist ätzend:

The funny thing here is that the ECB is not Germany’s central bank; it’s the central bank for the euro area. […] A monetary policy that’s pretty good for Germany is terrible for most of the euro zone. And if the ECB tightens policy because of rising headline inflation, then it will be contracting while austerity programmes around the continent kick into high gear, again hitting peripheral countries the hardest. It’s almost as if the ECB wants to make sure that struggling countries can’t meet their debt-reduction goals.

Das nominelle BIP der Euroländer hat sich in der Krise sehr unterschiedlich entwickelt – und gerade dann, wenn die Notenbank wirtschaftspolitisch prononciert aktiv wird, ist die Frage besonders virulent, wie diese Geldpolitik aussehen kann, die kein Land der Eurozone ungebührlich vernachlässigt. Bis jetzt hat die EZB dieses Rezept wohl noch nicht gefunden, greift aber trotzdem aktiv in die Wirtschaftspolitik ein. Ein nicht ungefährliches Spiel.

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