„It’s No Game“: Wenn der Computer das Drehbuch schreibt

Schon in der Commedia dell’arte wurden für Theaterstücke gleichsam Kochrezepte verwendet, in denen beschrieben wurde, wie die immer gleichen Versatzstücke raffiniert neu kombiniert werden konnten. Und wenn es im deutschen Sprachraum auch nicht gerne zugegeben wird: Das Schreiben von Drehbüchern oder Theaterstücken ist zu einem guten Teil Handwerk. Das kann man lernen, und wenn man es nicht gelernt hat, merkt man das leider auch recht schnell.

Kann man aber den handwerklichen Teil vielleicht auf ein Computerprogramm auslagern? Eine sogenannte Künstliche Intelligenz? Also ein Computersystem, mit dem Aufgabenstellungen gelöst werden soll, „die, wenn sie vom Menschen gelöst werden, Intelligenz erfordern.“ So zumindest das Gabler Wirtschaftslexikon.

Hasselhoff als „Hoffbot“

Das wollten auch Oscar Sharp und Ross Goodwin wissen, der erstere Filmschaffender, der andere ein KI-Forscher. Nach ihrem ersten Kurzfilm „Sunspring“ haben sie sich nun mit „It’s No Game“ neuerlich in das Feld computergenerierter Drehbücher begeben, wie Ars Technica ausführlich berichtet.

Die Handlung ist selbstreferentiell: Im Zuge eines Streiks der Drehbuchautoren beschließt eine Filmfirma, von künstlichen Intelligenzen geschriebene Drehbücher zu verwenden und Schauspieler mit Nanobots (!) so umzuprogrammieren, dass sie die Texte der KI direkt von sich geben. Das ganze eskaliert natürlich.

Dabei konnten sie mit David Hasselhoff einen bekannten Darsteller als Gesicht für ihren Film gewinnen: Er spielt einen der von Nanobot übernommenen Schauspieler, einen „Hoffbot“, der von einer Künstlichen Intelligenz generierte Sätze sprechen muss, und in seinem Innern offenbar dagegen ankämpft.

Ein neuronales Netzwerk als Drehbuchautor

Die Handlung ist von den Filmschaffenden selbst entworfen, doch wurden die Dialoge der „umprogrammierten Schauspieler“ mit Hilfe eines rückgekoppelten neutronalen Netzes des „Long short-term memory“-Typs mit Namen „Benjamin“ geschrieben. Das Programm wurde mit Texten bestimmter Genres gespeist, lernte dadurch gewisse Muster in diesen Texten zu erkennen und generierte dann neue Texte, die diesen Mustern entsprechen sollten. Allerdings kommt dabei selten sinnvoller Text heraus. Er klingt aber ziemlich bedeutungsschwer, für Art-House-Kino also vollaus genügend.

Menschliche Kommunikation ist offenbar immer noch schwer nachzubilden. Und bis eine Künstliche Intelligenz ein Drehbuchgerüst so füllen kann, wie Darsteller der Commedia dell’arte lose Handlungsanweisungen improvisierend mit Leben füllen, vergeht offenbar noch einige Zeit. Je formelhafter aber das Genre, desto eher kann aber damit gerechnet werden, dass bald Künstliche Intelligenz als Hilfsmittel für Drehbuchautoren eingesetzt werden kann.

Und für die klassischen Dialoge von Herbert Reinecker hätte es vielleicht jetzt schon gereicht. „Erschossen?“ — „Ja, erschossen. Tod.“ — „Tod. Erschossen!?“

Livermorium macht das Smartphone zum Mini-Laptop

Für Smartphone-Benutzer, die gerne eine richtige Tastatur verwenden würden, tut sich etwas. Kürzlich habe ich vom Blackberry KEYone, einem gut ausgestatteten Gerät mit Android 7.1, Achtkern-Prozessor und einer klassischen Blackberry-Tastatur, geschrieben, nun kann man bereits bei Mediamarkt in Deutschland Vorbestellungen abgeben. Österreichische Anbieter, die Vorbestellungen annehmen, gibt es auch, die verlangen aber bis zu 100 Euro mehr als dem empfohlene Verkaufspreis von 599 Euro entspricht. Da wartet man doch besser noch ein wenig.

Moto Z mit Tastatur (Livermorium)

Moto Z mit Tastatur (Livermorium)

Oder schaut sich ein anderes Projekt an, auf das mich Sven Lübke in den Kommentaren aufmerksamgemacht hat: Eine ausschiebbare Tastatur im Querformat für das Moto Z. Das Moto Z hat nämlich auf der Rückseite einen Stecker für Erweiterungen, sogenannte „Moto Mods“, die wie eine Gehäuseabdeckung montiert werden. Darunter gibt es bessere Lautsprecher, eine zusätzliche Batterie oder einfach schön gestaltete Rückseiten.

Ein Team rund um Liangchen Chen mit dem klingenden Namen „Livermorium“ sammelt nun auf Indiegogo seit Anfang März Bestellungen für eine vollständige Schreibmaschinentastatur, die nicht nur herausgeschoben werden kann, sondern mit der man wie beim legendären Nokia 97 den Bildschirm schräg stellen kann. Es wird eigene Nummerntasten geben, Pfeiltasten, viele Sonderzeichen. Nicht zuletzt ist auch eine QWERTZ-Variante für den deutschen Sprachraum vorgesehen.

Das Design ist mittlerweile abgeschlossen, bald soll das Modul von Motorola geprüft werden. Vielleicht mag mancher auch warten, bis ein fertiger Prototyp gezeigt werden kann, damit man nicht die Katze im Sack kauft.

Tastaturen gibt es ab $60; wer will, kann auch zur türkis eingefärbten „Starter Edition“ um $200 greifen. 34% des Zielbetrags von 100.000 US-Dollar sind bislang erreicht, etwa ein Monat bleibt noch, um den restlichen Betrag aufzutreiben. Ansonsten wird das Projekt nicht verwirklicht, aber auch kein Geld eingezogen. Das Entwicklungsrisiko trägt das Team um Liangchen Chen selbst. Nun ist die Moto Z-Serie vielleicht nicht jedermanns Geschmack, doch wer ein modernes Smartphone mit QWERTZ-Tastatur im Querformat sucht, hat sonst am Markt praktisch keine Alternativen.

Blackberry KEYone: Das Comeback des QWERTZ-Handys

Blackberry KEYone (Pressephoto)

Blackberry KEYone (Pressephoto)

Langjährige Leser meines Blogs kennen meine Liebe für Handys mit Schreibmaschinen-Tastatur. Eine seltene Spezies, die nun wieder einen interessanten Nachwuchs erfahren hat: Blackberrys Kooperation mit dem großen Smartphone-Produzenten TCL hat mit dem Blackberry KEYone vielversprechende Früchte getragen. TCL hat in Wahrheit schon die letzten beiden Blackberry-Geräte entwickelt und wird nun selbst offiziell zum Entwickler und Hersteller, wie es bei den sogenannten „Alcatel“-Handys schon länger der Fall ist.

Vorweg: Das KEYone ist, wie schon die letzten drei Blackberry-Geräte, ein Android-Handy. Es läuft mit der neuesten Android-Version, womit sich Blackberry einiges an Entwicklungskosten spart. Statt eines kompletten Betriebssystems plus einer Android-Kompatibilitätsbox wie beim — meiner Meinung nach exzellenten! — „Blackberry 10“ müssen nur noch diejenigen Programme entwickelt werden, die für die Kernkompetenzen von Blackberry notwendig sind: Rasche, effiziente Kommunikation und hohe Sicherheit. So die Nachrichtenzentrale Blackberry Hub, das Sicherheitsprogramm DTEK oder die fortgeschrittene Einbindung der Tastatur zur Steuerung eines Android-Systems. Die Hardware stammt von TCL, wurde aber mit Blackberry koordiniert.

Dazu gibt es eine Tastatur, die gleichzeitig als Trackpad wie am Notebook zur Steuerung verwendet werden kann und nach ersten Berichten dem gewohnten Blackberry-Standard entspricht. Besonderer Wert wurde offenbar auf eine lange Betriebsdauer gelegt. Nicht das schlankste Gerät aller Zeiten wurde da kreiert, sondern eines mit achtbarer Akkugröße (3505 mAH — ein iPhone 7 hat gerade einmal 1960 mAH), einem sehr energieeffizienten Mainboard und einem Schelllademodus.

Das Smartphone ist rundum ausgestattet, von der 3,5mm-Kopfhöherbuchse bis zu Bluetooth 4.2 und USB-On-The-Go, mit dem man sogar externe Festplatten und andere USB-Geräte an den Blackberry anschließen könnte, es hat Platz für eine microSD-Speicherkarte (bis zu 2 Terabyte große Karten könnten theoretisch verwendet werden) und verfügt über einen 4,5-Zoll-Bildschirm mit 1620×1080 Bildpunkten Auflösung.

Ob die Kamera hält, was sie verspricht, müssen erst die Tester herausfinden. Der Preis verspricht leider hoch zu werden. Für die Markteinführung werden € 599 avisiert. Allerdings: Blackberry erstes Android-Handy, der Blackberry Priv, hat anfangs in Österreich 800 Euro gekostet und ist nun um die Hälfte zu haben. Wer ein wenig Geduld hat, wird sich wohl ein wenig Geld sparen können.

Mehr Infos gibt es beim Hersteller auf www.blackberrymobile.com. Erste Eindrücke vermittelt das bekannte Handyportal GSMArena. Die Blackberry-Nachrichtenseite Crackberry bietet ein Video der Vorstellung auf dem Mobile World Congress in Barcelona und auch sonst einige Meldungen dazu. Es ist halt, na ja, nicht die kritischste Seite, was Blackberry betrifft.

Von österreichischen Berichten über das neue Handy muss ich vorerst eher abraten. Wie ein kürzlich kursierende Artikel über Marktanteile am Smartphone-Markt verraten hat, können österreichische Qualitätsmedien nicht einmal Hersteller und Betriebssystem auseinanderhalten.

Das Nokia-Handy kehrt zurück

Nokia 6 Werbeaufnahme © HMD

Nokia 6 Werbeaufnahme © HMD

Der Niedergang der Mobiltelephon-Sparte, der ihm Verkauf an Microsoft gipfelte, wird wohl nicht als ruhmreiches Kapitel in die Firmengeschichte Nokias eingehen. Doch das Unternehmen hat sich erfolgreich als Netzwerkspezialist quasi neuerfunden und mittlerweile den ehemaligen Rivalen Alcatel-Lucent geschluckt. Und so, wie Alcatel seinen Markennamen für Mobiltelephone an das chinesische TCL lizenziert hat, so hat auch Nokia dem finnischen Startup HMD einen Lizenzvertrag für Mobiltelephone abgeschlossen, der aber auch einiges mehr umfasst. Da HMD zu einem Gutteil aus ehemaligen Nokia-Mitarbeitern besteht, ist auch stilistisch eine gewisse Kontinuität zu erwarten.

Das erste Gerät, das Nokia 6, ist bereits in China am Markt. Ein solides Android-Mittelklassegerät mit gut auflösender Front- und Rückseiten-Kamera, 64 GB internem Speicher plus SD-Kartenplatz, normaler Kopfhörerbuchse und USB-To-Go, d.h. man könnte auch externe Festplatten und andere Peripheriegeräte am Handy anschließen.

Der Name zieht jedenfalls noch: Die erste Lieferung war in kürzester Zeit ausverkauft.

Nun kündigen sich für den Mobile World Congress Ende Februar in Barcelona weitere Neuigkeiten an; Das Nokia 6 kommt nach Europa, die kleineren Geschwister Nokia 3 und Nokia 5 sollen vorgestellt werden und zudem eine Hommage an das quasi unzerstörbare Nokiahandy 3310 das Licht der Welt erblicken, so der Vorbericht von venturebeat.

USA: Gebundene Bücher überholen E-Books

Ein gebundenes BuchAls ich zu bloggen begonnen habe, waren E-Books gerade die Zukunft des Lesens. Jetzt sind sie ein Teil der Gegenwart des Lesens, doch das gedruckte Buch hat sich allen Unkenrufen zum Trotz gut gehalten.

In den USA, quasi dem Mutterland des elektronischen Buches, waren 2016 die Verkäufe gebundener Bücher erstmals seit 2012 wieder höher als diejenigen an E-Books. Hardcover-Verkäufe legten um 5% auf 188 Millionen zu, während E-Book-Verkäufe um 16% auf unter 180 Millionen zurückgingen. Das berichtet Publisher’s Weekly.

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen ist ein Buch grundsätzlich ein gutes Produkt: Sofort einsatzbereit, haptisch, lagerfähig, stromlos. Allerdings kann es schwer sein.

E-Books-Käufer schwören aber, soweit man weiß, weniger auf das Gewicht, sondern vor allem auf den niedrigeren Preis bei E-Books. Das ist in Deutschland und Österreich wegen der Buchpreisbindung ohnehin kein Thema. In den USA waren E-Books dagegen deutlich günstiger als gedruckte Bücher, was ja auch angesichts deutlich niedrigerer Produktionskosten logisch erscheint.

Doch Amazon hat mittlerweile den Großteil des US-E-Book-Marktes in der Hand und nutzt seine Stellung für entsprechende Preise. Der Preisunterschied ist also deutlich zurückgegangen, insbesondere gegenüber Taschenbüchern, die dank der Fortschritte in Gestaltungs- und Produktionstechnik ebenfalls günstiger herzustellen sind als noch vor einigen Jahren.

Es können allerdings viele Buch- und E-Book-Verkäufe von den Marktforschern gar nicht mitgezählt werden, nämlich die vielen im „Eigenverlag“ über Amazon und andere Quellen vertriebenen Werke. Die Zahlen sind mit einer gewissen Vorsicht zu genießen.

Trotzdem kann man schon sagen, dass das E-Book eine Ergänzung der Medienkanäle gebracht hat, aber offenbar (noch?) weit davon entfernt ist, das Buch vollständig zu ersetzen.

Auf dem Weg zur elektronischen Person?

Die Fortschritte bei der Programmierung sogenannter „Künstlicher Intelligenzen“ und Automatisierung immer weiterer Bereiche der Arbeitswelt erfordert auch eine Anpassung des gesetzlichen Rahmens. Keine Frage. Das EU-Parlament hat sich mit dieser Frage im Justizausschuss ausführlich beschäftigt, wie der Guardian berichtet. Das Ergebnis kann man in diesem Berichtsentwurf lesen, der u.a. Frankensteins Monster und den Golem bemüht.

Unter anderem wird vorgeschlagen, für die „ausgeklügelsten autonomen Roboter“ den Status einer „elektronischen Person mit speziellen Rechten und Verpflichtungen“ zu schaffen. Damit würde der Roboter schadenersatzpflichtig. Außerdem soll eine eigene Pflichtversicherung für Schäden von Robotern analog zur Kfz-Haftpflichtversicherung eingeführt werden.

Ein interessantes Thema, das in dem Bericht angerissen wird, ist auch die Schaffung von „Cyborgs“ — die „Reparatur und Optimierung von Menschen“, wie es im Text heißt. Ein ethisch hochbrisanter Bereich, bei dem vieles „einfach getan“ wird, ohne über die weiteren Folgen nachzudenken.

Leider wird es wie immer dort am konkretesten, wo es um neue Bürokratie geht: Natürlich braucht es eine eigene „Europäische Agentur für Robotik und Künstliche Intelligenz“, und natürlich braucht es eine Besteuerung auf Grundlage des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz im Betrieb.

Das EU-Parlament hat allerdings kein Initiativrecht, d.h. es kann keine Gesetzesvorschläge machen. Ob dieser Bericht Folgen haben wird, bleibt also der Kommission überlassen.

Außen heiß, innen Eis – Die Physik des Mikrowellenherds

Wenn es einmal schnell gehen muss, ist der Mikrowellenherd schwer zu ersetzen. Nein, Milch dampfgaren ist keine Alternative.

Aber wie funktionert das Erwärmen genau? Warum ist der tiefgekühlte Reisauflauf von letzter Wochen innen nach einer Minute eiskalt und außen brennend heiß? Das schildert Ethan Siegel auf medium.com an Hand einer amerikanischen Pizzateigtasche so anschaulich, dass ich (1) glaube es verstanden zu haben und (2) gleichzeitig dabei einen ordentlichen Hunger bekommen habe. Mahlzeit!