Ist jetzt Geld drucken gut oder nicht?


Nein, ich rede nicht allgemein davon, was man jetzt von Fiatgeld halten will, sondern, wie die Notenbanken auf die Wirtschaftskrise reagieren sollen. Auf Christian Ortners Blog scheint die Sache einfach:

Genau einen Tag nach den Kongresswahlen am kommenden Dienstag wird Bernanke ein neues Hilfspaket verkünden. Wieder wird die Notenbank Staatsanleihen ankaufen, wieder werden einige Hundert Milliarden Dollar zusätzlich in den Geldkreislauf gepumpt. Die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs halten sogar zwei Billionen Dollar für möglich.

„Quantitative Lockerung“ nennen die Experten diese Strategie. Übersetzt heißt das: Die US-Notenbank druckt Geld. […]  Doch weil auch dieser Geldsegen keine neuen Jobs schuf, wächst das Unbehagen in der Bevölkerung. […] Viele Amerikaner zweifeln an der Strategie Obamas und Bernankes, die Krise mit billigem Geld wegzuschwemmen. […] Die US-Konjunkturprogramme verpuffen. […]  Wie lange kann Amerika die expansive Geldpolitik noch verkraften? Angesichts eines zweistelligen Staatsdefizits strapazieren die USA schon jetzt die Geduld des internationalen Kapitalmarkts.

Abgesehen von der ständigen Vermischung von Fiskal- und Geldpolitik im Beitrag eine durchaus weit verbreitete Ansicht. Nobelpreisträger Joseph Stieglitz hat sich vehement gegen eine Ausweitung der Geldmenge in Stellung gebracht, und fordert stattdessen mehr Staatsausgaben, was angesichts der dokumentierten Erfolglosigkeit des US-Konjunkturpakets sehr mutig ist. Andere Kommentatoren, unter ihnen besonders US-Ökonom Scott Sumner, meinen allerdings, dass die Fed bis jetzt zu wenig expansiv war. Warum in einer Welt des Fiatgeldes eine Ausweitung der Geldmenge in dieser Schuldenkrise sinnvoll sein kann, illustriert Dieter Wermuth im Herdentrieb recht einleuchtend:

Ein richtiges Deflationsproblem haben allerdings die USA. Die Zinsen sind bereits bei Null, die Finanzpolitik ist längst an ihr Limit gestoßen, die Beschäftigung liegt um etwa 5 Prozent unter ihrem letzten Höchststand, die Kerninflationsrate ist auf ihrem Weg nach unten im dritten Quartal bei einer annualisierten Rate von 0,8 Prozent angekommen, und mindestens ein Viertel aller Haushalte hat Hypothekenschulden, die den stark gesunkenen Wert ihrer Häuser übersteigen. Dabei sinken die Immobilienpreise weiter, nachdem sie sich für eine Weile erholt zu haben schienen. Wir können von Glück sagen, dass die Schwellenländer bislang keine Schwäche zeigen und das, was sich in Amerika zusammenbraut, einigermaßen wettmachen. Bislang geht es in den USA immer noch in Richtung japanische Verhältnisse, nur dass sein Anteil am globalen BIP etwa dreimal so groß ist wie der von Japan. Entsprechend groß ist das Risiko für die Weltwirtschaft – und für uns.

Man denke zur Illustration an die Quanitätsgleichung des Geldes: Geld × Umlaufgeschwindigkeit = Menge × Preis. In der Rezession sinkt die Umlaufgeschwindigkeit, und entsprechend die abgesetzten Mengen und die verlangten Preise. Sumner und anscheinend auch Bernanke wollen die Nachfrage beleben, in dem sie nun bei der Geldmenge ansetzen, und damit die Güternachfrage stimulieren. Ihr großes Risiko dabei ist, dass bei Erfolg auch die Umlaufgeschwindigkeit wieder steigt, wenn der Wirtschaftskreislauf an Schwung gewinnt. Dann steht nämlich ein Batzen Inflation ins Haus. Wenn sie allerdings scheitern, und der tatsächliche Geldumlauf nicht zunimmt, sollte nicht viel verhackt sein.

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