Steuerzahlen mit Narkose


Umso unauffälliger eine Steuer eingehoben wird, desto höher kann sie ausfallen. Dieser Grundsatz ist nicht ganz neu, und hat uns in Europa zum Beispiel relativ hohe Umsatzsteuersätze eingehandelt. Aber abgesehen von diversen Anekdoten – stimmt es auch?

Dieser Frage ist Amy Finkelstein nachgegangen, in dem sie Mautstraßen mit elektronischer Abbuchung und solche mit Mautstationen verglichen hat. Und die Antwort ist Ja: Sobald auf elektronische Maut umgestellt wird, schnellen die Tarife in die Höhe, wie die New York Times berichtet:

After an electronic system is put in place, tolls start rising sharply. Take two tollbooths that charge the same fee and are in a similar setting — both on highways leading into a big city, for instance. A decade after one of them gets electronic tolls, it will be about 30 percent more expensive on average than a similar tollbooth without it. There are no shortage of examples: the Golden Gate Bridge, the George Washington Bridge and the Tappan Zee Bridge, among them.

Übersetzung: Nachdem ein elektronisches System installiert wurde, beginnen die Mautgebühren stark zu steigen. Nehmen wir zwei Mautstationen, an denen die gleiche Gebühr verlangt wird und deren Umgebung ähnlich ist – zum Beispiel beide auf Autobahnen die zu Großstädten führen. Ein Jahrzehnt, nachdem bei einer Mautstation die elektronische Maut eingeführt worden ist, werden die Mautgebühren durchschnittlich etwa 30 Prozent höher sein als bei der ähnlichen Mautstation ohne elektronische Maut. Es gibt keinen Mangel an Beispielen, unter anderem die Golden Gate Bridge, die George Washington Bridge oder die Tappan Zee Bridge.

Warum? Weil man als Zahler völlig den Überblick verliert, wieviel einen die Maut  eigentlich kostet, wie Amy Finkelstein in ihrem Aufsatz berichtet:

Both surveys show a strikingly lower awareness of tolls among drivers who paid with ETC than those who paid with cash. The differences are both economically and statistically significant. In the MA survey, 62 percent of drivers who paid using ETC responded to the question about their best guess of the toll they paid that day on the Turnpike with “I don’t know” and would not offer a guess without prompting from the surveyor to please “just make your best guess”; by contrast, only 2 percent of drivers who paid with cash had to be prompted to offer a guess.

Übersetzung: Beide Untersuchungen zeigen ein deutlich niedrigeres Bewusstsein der Mautgebühren bei Fahrern, die die Mautgebühren elektronisch zahlen gegenüber denen, die bar bezahlen. Die Unterschiede sind sowohl ökonomisch als auch statistisch signifikant. In der Massachusetts-Untersuchung antworten 62 Prozent der elektronisch zahlenden Fahrer auf die Frage nach ihrer besten Schätzung, wieviel Mautgebühren sie an diesem Tag auf der Straße gezahlt hätten mit „Ich weiß es nicht“ und würden keine Schätzung abgeben, ohne vom Interviewer gefragt worden zu sein, bitte auch eine beste Schätzung abzugeben; im Vergleich mussten nur zwei Prozent der barzahlenden Fahrer extra aufgefordert werden, eine Schätzung abzugeben.

Die verantwortlichen Politiker haben das jedenfalls schneller begriffen als die Wissenschaft, und die elektronischen Mauten jeweils großzügig erhöht, und zwar um 20 bis 40 Prozent stärker als Mauten mit Mautstationen. Außerdem waren die Erhöhungen weniger an den Wahlkalender gebunden als es bei anderen Abgaben der Fall war.

Wenn also Josef Pröll jetzt auf Energiesteuern setzt, dann tut er aus Sicht eines Politikers genau das richtige. Wer weiß schon genau, wieviel Steuer in der Strom- und Gasrechnung versteckt ist? Eben. Und wenn sich die Bürger über die höheren Preise ärgern, werden sie den Energieunternehmen grollen, nicht den Politikern.

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